Französischer Spion festgenommen. Spannungen zwischen Baku und Paris auf dem Höhepunkt
Aserbaidschan hat den französischen Staatsbürger Martin Ryan wegen Spionageverdachts am 4. Dezember 2023 verhaftet, berichten aserbaidschanische Medien unter Berufung auf die Botschafterin des Landes in Frankreich Leyla Abdullayeva.
Ryan, der für vier Monate in Untersuchungshaft genommen wurde, soll bei der Vernehmung gesagt haben, die französischen Geheimdienste hätten ihn getäuscht, so sein Anwalt Nizami Aliyev. Der Vater des mutmaßlichen Spions brachte seine Festnahme mit den angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern in Verbindung.
Kaukasusspiegel hat Ende Dezember berichtet, dass die aserbaidschanischen Sicherheitsorgane ein breites Agentennetz Frankreichs in Aserbaidschan aufgedeckt hätten. Der Name von Ryan, der in Baku als Direktor einer Firma tätig war, wurde erst kürzlich bekanntgegeben.
"Ryan bekennt sich nicht schuldig. Er wurde einfach von den französischen Geheimdiensten auf eine falsche Fährte geführt", äußerte sich sein Anwalt.
Ryans Vater Richard sagte, er habe nach seiner Verhaftung mit seinem Sohn telefoniert. "Ich habe viermal mit ihm gesprochen, jedes Mal zwei Minuten. Er wird gut behandelt und steht in Kontakt mit seinem Anwalt", so der Vater. Der Mann glaubt, die Verhaftung seines Sohnes hänge mit den angespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern zusammen.
Wie die aserbaidschanische Nachrichten-Agentur "Turan" schreibt, ist Ryan Geschäftsführer von "Merkorama", einem kleinen Unternehmen, das seit Oktober 2020 in Baku tätig ist und sich auf den Import von Lebensmitteln und Rohstoffen spezialisiert hat. "Das Unternehmen war auch an der Beratung ausländischer Unternehmen beim Export und der Gründung von Firmen in Aserbaidschan beteiligt und bot IT-, Buchhaltungs-, Rechts- und Übersetzungsdienstleistungen an. Über Martin Ryan ist nur sehr wenig bekannt. In einem Interview mit der französischen Publikation Caucasefrance.com im Jahr 2021 kritisierte er die Politik der Regierung von Präsident Macron gegenüber Aserbaidschan", so Turan.
Ryan zufolge habe die diplomatische Krise in den Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Frankreich den französischen Investoren die Möglichkeit beraubt, sich an großen Projekten in den befreiten Gebieten in Karabach zu beteiligen. Er soll auch darauf hingewiesen haben, dass Präsident Macron im Gegensatz zu seinen Vorgängern Aserbaidschan seit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 noch nie besucht habe. "Die Länder, die Aserbaidschan im Gegensatz zu uns während des Konflikts auch nur diskret unterstützt haben, sind bereits gut aufgestellt und verstärken ihre Präsenz im Land jeden Tag mehr", soll sich Ryan geäußert haben.
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