Jedes Jahr am 20. Januar gedenkt man in Aserbaidschan den Toten der Unabhängigkeitsbewegung, die von den sowjetischen Truppen gewaltsam niedergeschlagen wurde. Der Einmarsch sowjetischer Armeeeinheiten in Baku in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1990 zur Unterdrückung von antisowjetischen Großdemonstrationen, die unter anderem gegen die Bevormundung durch die Führung der ehemaligen UdSSR gerichtet war, führte zu einer Tragödie. Innerhalb von wenigen Stunden massakrierten die sowjetischen Truppen 150 unbewaffnete Zivilisten und errichteten große Zerstörungen in der Stadt. Über 700 Menschen wurden verletzt, 840 weitere festgenommen. 


Die spätestens seit dem Spätsommer 1989 stattgefundenen Dauerdemonstrationen in Aserbaidschan waren auch Ausdruck sowjetischer Untätigkeit in der damaligen Autonomen Republik Bergkarabach, die zu Aserbaidschan gehörte, jedoch von Armenien beansprucht wurde. Die Führung von Michail Gorbatschow hatte dem wachsenden armenischen Separatismus in Karabach nichts entgegenzusetzen. Die Demonstranten in Baku verlangten vergeblich ein entschiedenes Vorgehen der sowjetischen Führung gegen die armenischen Abspaltungstendenzen. Zum Zeitpunkt der gewaltsamen Niederschlagung waren die Entwicklungen in Karabach für Moskau bereits völlig aus der Hand geglitten. 


Nach diesem blutigen Massaker büßte die Kommunistische Partei der UdSSR in Aserbaidschan praktisch an Macht und Einfluss ein. Anderthalb Jahre später erlangte das Land nach 70 Jahren wieder seine Unabhängigkeit. Der 20. Januar ging als Symbol für den Kampf der Aserbaidschaner um Freiheit und Unabhängigkeit in die Geschichte ein. Kein anderes Land in der ehemaligen Sowjetunion hatte so viele Opfer zu verklagen wie Aserbaidschan. Diese Tragödie ist im kollektiven Gedächtnis des aserbaidschanischen Volkes als Tag der Nationaltrauer verewigt. 


Zum 34. Jahrestag der blutigen Ereignisse besuchten unter anderem die Botschafter von Deutschland, Georgien, Israel, dem Vereinigten Königreich, der USA und Türkei die Märtyreralle von Baku und bekundeten ihre Anteilnahme.