Im Nordosten Armeniens brodelt es seit zwei Wochen. Nach der historischen Einigung mit Aserbaidschan über die Delimitation und Demarkation der Staatsgrenzen kommt es zu heftigen Protesten in den Grenzdörfern der Provinz Tawusch gegen die Rückgabe der aserbaidschanischen Ortschaften, die Anfang der 1990-er Jahre besetzt sind. 


Besonders unruhig ist derzeit die Lage im Dorf Kirants, das an das von Armenien zerstörte Ruinendorf Gizil Hadschili auf aserbaidschanischer Seite grenzt. Die Bewohner*innen sprechen sich kategorisch gegen die Rückgabe der Ortschaft an Aserbaidschan aus. Gemäß der Vereinbarung haben die armenischen Behörden damit begonnen, das umliegende Gebiet von den Minen zu räumen. Doch deren Arbeit wurde in den letzten Tagen von den Bewohner*innen, aber auch vom berüchtigten Erzbischof der Region Bagrat Galstanjan, der in der Vergangenheit wiederholt zum erneuten Krieg gegen Aserbaidschan aufgerufen hat, und von sonstigen Provokateuren gestört. Den Sicherheitskräften blieb in der Folge nichts anderes übrig, als die Zugangsstraße nach Kirants zu blockieren. Außer den Dorfbewohnerinnen wird keiner in die Ortschaft reingelassen. Einige Oppositionelle, die den Versuch unternahmen einzureisen, wurden ebenfalls festgehalten. 


Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan scheint entschlossen zu sein, den laufenden Friedensprozess mit Aserbaidschan trotz großer Wiederstände durchzuziehen. Die Rückgabe der 4 Grenzdörfer, die seit 30 Jahren besetzt waren, ist der erste wichtige Schritt in diese Richtung.